Regenbogenfarben für Österreich, Großbrittanien und Frankreich

9. September 2018
Die 2018 UCI Mountain Bike World Championships in Lenzerheide sind mit einem Downhill Spektakel zu Ende gegangen. Bei bestem Wetter unter strahlend blauen Himmel gab es an diesem Tag 12 strahlende Medaillengewinner. Die sehr gut besuchte Downhill-Strecke ließ bereits bei den Junioren auf eine Rekordzahl an Zuschauern hoffen. Insgesamt besuchten rekordverdächtige 65.000 Zuschauer die 5-tagelangen Festspiele unterhalb des Parparner Rothorns am Ufer des malerischen Heidsees, 20.000 davon ließen sich die Downhill Entscheidung am Sonntag nicht entgehen.
Kontaktdaten
Ferienregion Lenzerheide
Medienstelle
Lenzerheide Marketing und Support AG

Die Wettkämpfe wurde durch  die Junioren eröffnet. Bei den  Mädels machte Vali Höll die  schon  davor perfekte UCI Weltcup Saison noch perfekter und sammelte auch  noch  die Regenbogenfarben ein.  Die junge Österreicherin wurde mit 10 Sekunden Vorsprung Weltmeisterin vor   einer starken  Anna Newkirk aus den USA und  Mille Johnset, die die erste Medaille für Norwegen bei dieser WM sicherte.  Bei den Junior Men bestätigte Kade Edwards (GBR)  seinen  starken Run aus dem Qualifying  und rehabilitierte sich für eine eher schwierige Saison. Der Brite konnte sich mit rund 5 Sekunden Vorsprung auf Platz 1 vor dem Kanadier Elliot Jam ieson, der bis dahin überraschend führte, positionieren. Als die eigentlichen Top-Favoriten  um  Thibault  Daprela  (FRA)  allesamt  Fehler  in  ihren  Runs  machten,  stand  Edwards  als Weltmeister  fest.  Die  Medaillenränge  wurden durch den  Australier  Kye  A’hern  (AUS)  und  Elliot Jamieson, die Silber und Bronze für ihre Natio nen sicherten, komplettiert.

Valentina Höll (AUT):
Ich war ehrlich gesagt noch nie in meinem Leben so nervös. Ich habe mir selbst viel Druck gemacht. Nach einer  perfekten Weltcup Saison  habe  ich immer wieder auf Fehler gewartet. Aber  sie passierten nicht  und ich bin super Happy.  Als die Saison in Kroatien losging habe ich auf  Podien  gehofft und jetzt sitze ich hier!

Kade Edwards (GBR):
Ich hatte eine guten Run, habe einfach Vollgas bis zum Schluss gegeben. Ich habe schon die ganze Saison auf so  einen Run gewartet. Ich habe diese Saison einfach zu viele Fehler gemacht. Ich mochte die Strecke in diesem Jahr mit der neuen Sektion und am Ende ist es wirklich gut gelaufen.

Rachel Atherton zerstört die STRAIGHTline und die Konkurrenz
Zur  Freude  der  vielen  einheimischen  Fans  zeigte  EWS-Pro  Caro  Gehrig  (SUI),  die  erst  in  letzter Sekunde vom Schweizer Team nachnominiert wurde, die erste schnelle Zeit des Tages und  setzte sich ganz oben auf den Hot-Seat vor Teamkollegin Eva Batolla. Als dann fünf Athletinnen später auch noch Eidgenossin  Janine  Hübscher  mit  neuer  Bestzeit  ins  Ziel  raste,  standen  zwischenzeitlich  sogar  drei Lokalmatadorinnen  auf dem Podest. Mit den Top 10 Athletinnen  am Start sollten jedoch  einige schnelle Zeiten folgen. EWS-Königin  Cecile Ravanel, die für Frankereich an den Start ging, zählte eigentlich zu den  potentiellen  Medaillenkandidatinnen. Doch  dieser  Traum  platzte,  so  wie  ihr  Vorderreifen.  Das französische Team hatte aber noch einige Eisen im Feuer. 

Angestachelt  durch  die  heimischen Fans  schoss  Emilie  Siegenthaler (SUI)  mit  neuer Bestzeit  ins Ziel, was  das  Publikum  nochmals  laut  werden  ließ.  Die  Freude  der  Fans  im  Zielbereich  währte  jedoch  nur kurz. Nachdem sowohl Katy Curd (GBR) als auch Eleonora Farina (ITA) die Ze it  von Siegenthaler  nicht unterbieten konnten, war es Marine Cabirou (FRA), die die Bestzeit um 4,5 Sekunden verbesserte.   Nun richteten  sich  alle Augen  auf  die  besten  fünf  Frauen  des Jahres.  Bevor  es  zum  erwarteten  britischen Showdown  zwischen  Tahnée  Seagrave  und  Rachel  Atherton  kam,  war  es  die  UCI  Weltcup Gesamtsiegerin von 2017 Myriam Nicole, die für ihr französisches Team den nächsten schnellen Run ins Tal  brachte  und  die  neue  Richtzeit  für  den  Titel  setzte.  Sollte  es  nach  ihrer  langwierigen Rückenverletzung doch zu einem goldenen Abschluss ihrer Saison kommen? 

Zunächst stürzte sich die Australierin Tracey Hannah (AUS) aus dem Startgate in der Hoffnung, Nicole noch  von  Platz  eins  zu  verdrängen.  Hannah  versuchte  alles,  konnte  aber  nicht  wirklich  die Geschwindigkeit der führenden Französin erreichen und fiel sogar noch hinter Cabirou zurück. Nur noch zwei Fahrerinnen standen  jetzt  noch oben und zunächst legte Tahnée Seagrave los  –  und zwar wie die Feuerwehr. Nach einem, vor allem im Graubünden Rock Garden, starken ersten Abschnitt, begann ihr die  Führung  zu  entgleiten.  Doch  die  Britin  drückte  nochmal  mächtig  aufs  Gas,  erwischte  die Schlusskurve vor dem Red Bull Drop of Fame perfekt und war dann  umringt von tosenden Zuschauern 0,6 Sekunden schneller über die Ziellinie.

Doch  so  gut  der  Run  auch  aussah,  sollte  sich  herausstellen,  dass  die  STRAIGHTline  noch  deutlich schneller überwunden werden konnte. Rachel Atherton  kam aus dem Startgate und schien alle Gesetze der Physik außer Kraft zu setzen. Mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit und mit kluger Linienwahl manövrierte  sich  die  bis  dahin  viermalige  Weltmeisterin  ins  Tal  hinab.  Nachdem  sie  bei  der  ersten Zwischenzeit bereits 3 Sekunden schneller war, konnten es viele Zuschauer gar nicht fassen, als beim dritten  Split gleich 8 Sekunden aufleuchteten. Als die 30-Jährige in die Bike Arena hinein droppte wurde sie  von  den  tausenden  Fans  mit lautem  Jubel  begrüßt.  Mit  9,8  Sek unden  Vorsprung  sicherte  sich Atherton nicht nur ihre fünfte WM Gold Medaille sondern nahm auch hochverdient das UCI RegenbogenTrikot in Empfang.

Rachel Atherton (GBR):
Ich war in dieser Woche super nervös. Nachdem ich im Training gesehen habe, wie sch nell Tahnée und Myriam  unterwegs  waren,  wusste  ich,  dass  es  ein  extrem  schnelles  Rennen  wird.  Ich  war  wirklich beeindruckt wie  stark die beiden  gefahren  sind.  Ich musste  alles aus mir rausholen, alles oder  nichts. Man kann entweder gewinnen oder stürzen, dazwischen gibt es nichts. Das ist aber auch ok, es geht ja schließlich um den Weltmeistertitel. Ich war hart am Limit, aber zum Glück hat ja alles gut geklappt.

Downhill-Drama bei den Männern – Maes begeistert erneut, Bruni verteidigt Titel
Die  Männer  im  Downhill  boten  den  20.000  Zuschauern  entlang  der  Strecke  und  im  Zielbereich  ein unglaublich  spannendes  Rennen.  Die  erste  ernstzunehmende  Richtzeit  legte  Altmeister  Greg  Minnaar (RSA) hin.  Aufgrund  eines  gebrochenen  Armes  im  Laufe  der  Saison  fand  er  sich  in  der  für  ihn ungewöhnlichen Situation  wieder, früh ins Rennen  starten  zu müssen. Doch Minnaar selbst schien von seinem  Lauf  nicht wirklich  überzeugt,  obwohl  er  mit  2:57.788min  als  erster  Fahrer  die  Drei -MinutenMarke durchbrach. Wie lange würde er sich auf dem goldenen Rang halten können? 

Fahrer  um  Fahrer  erreichte  das  Ziel  und  biss  sich  an  der  Zeit  des  Südafrikaners  die  Zähne  aus.  Die Strecke begann immer stärker auszutrocknen und rutschiger zu werden. 27  Athleten  schafften es nicht Minnaar gefährlich zu werden. Der 28. jedoch schon. EWS-Spezialist Martin Maes (BEL), der bereits  in La Bresse bei nassen Bedingungen die Downhill-Welt mit seinem Sieg im Weltcup schockte, zeigte auf der  staubigen STRAIGHTline  eine  grandiose  Leistung.  Jeden  Sektor  schloss  er  als  bis  dahin Tagesbester  ab,  verdrängte  Minnaar  um  2,4  Sekunden  auf  Platz  Zwei  und  machte  es  sich  wieder  im Downhill-Hot-Seat  bequem. Etablierte  Downhiller  wie  Dean  Lucas  (AUS),  Remi  Thierion  (FRA),  Jack Moir (AUS), Mark Wallace (CAN) und Connor Fearon (AUS) scheiterten alle beim Versuch,  den Belgier vom  Thron  zu  stoßen.  Erst  bei  Aaron Gwin  (USA),  der  sich  als  Neuntletzter  auf  die  Strecke  machte, leuchteten  die  Zwischenzeiten  wieder  grün.  Der  fünffache  UCI  Weltcup  Gesamtsieger  war  nach  den ersten  beiden  Splits  0,4  Sekunden  in  Front, bevor  ihm  bei  der  Anfahrt  zum  Motorex  Plunge  ein entscheidender  Fehler  passierte.  Die  verlorene  Zeit  und  Geschwindigkeit  konnte  er  nicht  wieder wettmachen und mit 1,1 Sekunden Rückstand überquerte er auf dem zweiten Rang die Ziellinie. Damit wurde jedoch deutlich, dass die Zeit von Maes bei einem sauberen Run zu schlagen sein könnte.

Dann machte sich der amtierende Weltmeister Loic Bruni  (FRA)  auf dem  Weg ins Tal und ließ von der ersten  Sekunde  an  keine  Zweifel  an  seinem  Siegeswillen  aufkommen.  Ein  Raunen  ging  durch  das Publikum als die ersten  Zeiten grün auf der Anzeige leuchteten. Würde der Franzose eine Zeit hinlegen, die gut genug wäre,  um seinen Titel aus 2017 verteidigen? Als er über den Red Bull Drop of Fame in die Finish  Area  schoss,  gingen bange  Blicke  hoch  zur  Anzeigetafel.  Es  war  grün!  Mit  0,2  Sekunden Vorsprung setzte er sich an die erste Stelle und lehnte sich zurück, um den letzten vier Fahrern am Berg zuzuschauen.  Das  Rennen  war  noch  nicht entschieden.  Landsmann  Loris  Vergier  (FRA)  zündete  im ersten  Streckenteil  und  man  musste  sich  ernsthaft  Sorgen  um  Bruni’s  Führung  machen.  Mit  einem Vorsprung  von  rund  einer  halben  Sekunde  machte Vergier  jedoch  bei  der  Einfahrt  zur  ersten Waldsektion einen Fehler, der ihm den Speed nahm und damit sein Medaillentraum beendete. 

Ähnlich wie Vergier war auch Danny Hart (GBR) auf einem guten Weg in der ersten Streckenhälfte, doch auch  ihm  fiel  der  dritte  Sektor  nicht  leicht,  wodurch  auch  er  dort  Zeit  verlor,  die  er  trotz  eines  guten Schlussabschnitts nicht mehr aufholen konnte. Mit 0,3 Sekunden  Rückstand  platzierte er sich immerhin auf den 3. Platz. Würden die zwei verbleibenden Fahrer, Troy Brosnan (AUS) und Amaury Pierron (FRA) die Ränge nochmal aufmischen können? Brosnan konnte die Pace  von den besten Ridern an diesem Tag  nicht  mitgehen.  Auch  der  Weltcup-Gesamtsieger  aus  Frankreich  erwischte  keinen  guten  Tag, rutschte  sogar mit dem Vorderrad aus  und  legte  sich  auf den  staubigen Waldboden. Damit flossen  im Zielbereich  schon  die Tränen. Loic Bruni verteidigte seinen Weltmeister-Titel und darf schon zum dritten Mal  in seiner Karriere die Regenbogenfarben tragen. Silber ging damit an Martin Maes und Bronze an Danny Hart. 

Loic Bruni (FRA):
In den letzten Jahren war es hier auch schon ziemlich staubig und rutschig, also wussten wir alle, was uns  heute  erwartet.  Ich wollte  nicht die  selben Fehler wie im  letzten Jahr machen,  aber  ich  hatte das Gefühl,  dass ich  die  Finger  etwas  zu  stark  auf  der  Bremse  hatte.  Insgesamt  waren  es  perfekte Bedingungen für die  Fahrer  und für die Zuschauer.  Ich  habe  nicht das Gefühl  einen  Titel  verteidigt zu haben,  sondern  einen neuen  Titel  gewonnen  zu  haben.  Es  gibt  so  viele  schnelle  Fahrer  im  Moment. Loris ist unglaublich schnell und die Zeiten von Martin und Danny zeigen, wie eng es momentan zugeht. Ich glaube wir haben den Zuschauern wirklich ein tolles Rennen geboten.

Bombastischer Event mit über 65.000 Zuschauern und viele strahlende Gesichter
Am  Ende  von  fünf  actionreichen  Tagen  bei  der  2018  UCI  Mountain  Bike  World  Championships presented  by  Mercedes-Benz  wurden  insgesamt  zehn  Einzel-  und  fünf  Team-Weltmeister  gekürt.  In Lenzerheide noch  nie  zuvor  gesehene  Zuschauermengen  kamen  zur  Rothornbahn,  um  sich  die  11 Entscheidungen anzusehen und die Athleten lautstark anzufeuern. OK Präsident, Christoph Müller zeigte sich  von  der  Stimmung und  dem  Ablauf  des  Events  hochzufrieden:  „Was  für  ein  geiler  Event!  Alle Erwartungen  sind  übertroffen  worden.  Wir  haben  mit  30.000  Zuschauern  gerechnet,  es  kamen insgesamt  65.000.  Die  Schweiz  hat einige Weltmeister  gesehen  und  die  Stimmung  war  vor  allem  am Samstag  und  Sonntag  wahrlich  weltmeisterlich.  Ich  möchte  mich  bei  allen  Sportlern  und  Zuschauern bedanken,  die  diesen  Event  so unvergesslich  gemacht  haben,  und  bei  allen  Volunteers,  die  diesen großen Event überhaupt erst möglich gemacht haben."